Am 23. Februar diesen Jahres erfüllte ich mir einen Traum, den auch sicher viele andere Karateka haben. Ich nahm den Weg auf mich und reiste nach Okinawa um dort zu trainieren, wo Karate seinen Ursprung hat.
Sensei Jamal Measara organisierte zusammen mit einem Reiseveranstalter für interessierte Karateka zum ersten Mal einen Besuch in Naha. Wo alle Teilnehmer Gelegenheit bekommen sollten mit einigen der bekanntesten Sensei der Insel zu trainieren. Erstmalig erfuhr ich von dieser Gelegenheit bei meiner Prüfung zum 1. Dan Kobudo in Kehlheim, woraufhin ich sofort meine Urlaubsplanung organisierte und mich wenige Wochen später auf die Reise machte.
Die Hinreise ging von Bremen über München nach Osaka und von dort aus zu meinem Ziel Naha. Das Teilstück von München nach Osaka war dabei wirklich kraftraubend, da nicht nur der lange Flug sondern auch die Zeitverschiebung von 7 Stunden extrem zusetzen. Als ich also nach etwa 9.000 km Flugreise ankam, musste ich mich erstmal an die neue Zeit gewöhnen. Dem Jetlag sei Dank. Zuerst warteten wir zwar auf die zweite Gruppe, die kurz nach uns abgeflogen war, doch so ergab sich die Gelegenheit das schöne Wetter zu genießen und auf einer Aussichtsplattform zu sitzen, die den freien Blick über den kleinen Flughafen hin bis zum Meer ermöglichte.
Als die zweite Gruppe ankam ging es direkt ins Hotel, wo wir uns erstmal ausruhten, da bereits am Folgetag einiges an Programm anstand.
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Der zweite Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück und der Fahrt zur nahegelegenen Trainingshalle. Das Training wurde geleitet von Sensei Morio Higaonna.
Sensei Higaonna ist der Gründer und ehemalige Chefausbilder der International Okinawan Goju-Ryu Karate-do Federation (IOGKF). Wer ihn nicht kennt, sollte sich die Zeit nehmen und seinen Namen einmal bei YouTube eingeben, um sich die Videos anzusehen, in denen er seine Hände an Steinen abhärtet, um einmal eine Vorstellung von seinem Training zu bekommen. Er ist zwar bereits 81 Jahre alt und nach eigener Aussage nicht mehr so stark wie früher, aber ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass er noch immer sehr stark ist.
Das Training begann gleich mit Yubi Undo. Dabei handelt es sich um Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen ohne Geräte. Normalerweise werden diese eine Stunde lang gemacht, aber aufgrund der begrenzten Zeit, machten wir sie nur 20 Minuten. Der Sinn der Übungen ist es, dass der Körper in die Lage versetzt wird, die Techniken auch wirklich kräftig und schnell durchzuführen.
Nach dem Yubi Undo ging es weiter mit Übungen zum Tai Sabaki. Zunächst wurde aus Heisoku Dachi nur das Gleiten seitwärts geübt. Dabei wurde besonderes Augenmerk daraufgelegt, dass kein Geräusch zu hören war. Als zweite Übung wurde dann das Ausweichen mit der Hüfte geübt. Das linke Bein wurde aus Heisoku Dachi zurückgestellt und das Gesicht zeigte weiter in die Ausgangsrichtung. Das gleiche wurde dann mit der anderen Seite geübt. Danach wurden beide Übungen kombiniert. Bei dem Gleiten nach links wurde das linke Bein zurückbewegt und bei der Gleitbewegung nach rechts das rechte.
Nach dem Tai Sabaki gab es erneut Übungen zur Kräftigung. Ein Partner machte Morote Uchi Uke und der andere Partner arbeitete mit Morote Soto Uke dagegen. Danach wurden die Handflächen der Partner übereinander gelegt, wobei der eine Partner nach unten drückte und der andere nach oben. Der Sensei demonstrierte hier eindrucksvoll den Zweck der Übung indem er einfach einen Tzuki mit Osae Uke nach unten drückte und die Technik schnell in einen Uraken Uchi zur Brust übergehen lies. Er erwähnte auch, dass in der Jugend die Techniken mit Kraft und Schnelligkeit auszuführen sind und im Alter die fehlende Kraft dann durch Kakie kompensiert wird. Allerdings ist seine Kraft und Schnelligkeit noch erstaunlich hoch entwickelt.
Nach den Kräftigungsübungen für die Muskeln ging es dann weiter zu Kräftigungsübungen für die Knochen. Es wurde mit Kote Kitai begonnen. Die Partner machten Soto Uke gegeneinander und danach noch einmal Nagashi Uke Gedan gegeneinander. Als letzte Übung wurden Mawashi Geri Gedan gegen die Außenseiten der Oberschenkel getreten. Wichtig war dabei, dass nicht gegen das Gelenk getreten wird sondern “nur” gegen die Muskulatur. Dem Sensei sah man deutlich an, dass er seit 65 Jahren Karate in dieser Form betreibt. Seine Hände und Füße zeigen deutliche Spuren der Abhärtung und des Trainings an Makiwara und Steinen.
Nach dem Kote Kitai stand noch Gekisai Dai Ichi auf dem Plan. Bei der dritten Bewegung, wenn es zurück in den Shiko Dachi geht, betonte der Sensei, dass der „Gedan Barai“ so ausgeführt werden muss, dass die Daumenseite nach unten zeigt. Als Erklärung dafür zeigte er uns das Bunkai dazu. Die Technik beginnt als Soto Uke in Höhe von Jodan und kann somit sowohl Jodan als auch Chudan abdecken. Der „Gedan Barai“ ist dann eigentlich ein Kentsui Uchi zum Unterleib. Außerdem erwähnte der Sensei, dass es im Gojo Ryu keine Keri-Waza höher als bis zum Bauch gibt. Die Techniken werden zwar für die Beweglichkeit höher geübt, aber nicht höher benutzt. Auffällig war außerdem, dass die Techniken, die Jodan ausgeführt wurden in Höhe der Augen ausgeführt werden sollten. Es wurde auch beim Absetzen immer ein Stampftritt ausgeführt. Zudem wurde die Hüfte bei den Abwehrtechniken nicht in Hanmi genommen.
Nach der Kata ging es dann weiter mit Kakie. Der Sensei hat hier drei verschiedene Varianten unterschieden. Eine Bewegung wie ein Berg von unten nach oben und wieder runter, eine Kreisbewegung und eine gerade Bewegung. Die erste Variante sah er dabei als die Wichtigste an. Die zweite Hand sollte dabei immer an der Brust in Herzhöhe verweilen. Dies dient dazu, dass die Hand mithelfen kann, falls der Gegner zu stark ist. Die Hand welche die Kakie macht, soll dann in der nahen Position mit dem Handrücken an dem Handrücken der Hand an der Brust anliegen. Die nicht aktive Hand liegt dabei mit dem Daumen an der Brust. Die Übung wurde dann erweitert indem ein Partner in einen Ellbogenstreckhebel überging und dabei sein Bein nutzte, um den Partner zu sperren. Dabei ging der aktive Partner in einen Zenkutsu Dachi. Als zweite Übung ging es in einen Schulter- bzw. Ellenbogenhebel wobei dann mit einem Schritt hinter den Partner der Partner gesperrt wurde. Abgerundet wurde das Kakie dann noch durch Fingerhebel.
In den Trainingspausen erzählte der Sensei einiges zur Geschichte. Er selbst fing mit 16 Jahren das Training an. Zunächst wurden ihm keine Techniken gezeigt. Es gab nur Übungen zur Kräftigung und er musste im Garten schwere Arbeiten verrichten. Er erwähnte, dass es zunächst im Gojo Ryu nur die Kata Sanchin gab. 1947 wurden dann von Chojun Miyagi die Gekisai Kata eingeführt.
Trotzdem bleibt die Kata im Gojo Ryu eine der wichtigsten Kata. Ein Schüler des Sensei demonstrierte sie. Hier wurde besonders die Atemtechnik deutlich, welche stark ins Zwerchfell ging. Außerdem wurde beim Einatmen die Zungenspitze nach oben genommen und beim Ausatmen nach unten. Der Sensei legte auch viel Wert darauf zu erwähnen, dass zum Erlernen jeder Technik am Anfang große Bewegungen genutzt werden sollten, um eventuelle Fehler herauszuarbeiten. Später werden die Bewegungen dann kleiner. Er verglich dies mit dem anspitzen eines Bleistifts.
Nach dem Training ging es zum Mittagessen in ein Shopping-Center, dort hatte ich Schwarzschwein, ein traditionelles Gericht, da dieses Schwein auf Okinawa heimisch ist. Nach dem Essen ging es dann zu einer Besichtigung einer Awimodi Destillerie und später zu Okinawa–World. In der Destillerie wurde uns gezeigt wie Awimodi hergestellt wird. Dabei handelt es sich um einen Schnaps, der dem Sake ähnelt. Geschmacklich war er relativ medizinisch. (Also als ob man mildes Desinfektionsmittel trinkt...) Gelagert wird er in Tonkrügen, die in der Destillerie auch selbst hergestellt werden. Danach ging es weiter nach Okinawa–World, wo ich Awimodi mit einem Stück Giftschlange probiert habe – die Schlange hat den Geschmack ein wenig verändert, schmeckte nun nach Kräutern.
Okinawa–World ist ein Themenpark, der stark auf Tourismus ausgelegt ist. Hier sahen wir eine Tanzvorführung nach traditioneller Art. Die Tänze waren sehr artistisch und es wurden viele Trommeln benutzt. Die Gruppe bestand aus 4 Frauen. Es war erstaunlich, wie viel Kraft die zierlichen Körper entwickeln konnten, wenn sie die Schlägel auf die Trommeln schlugen.
Innerhalb von Okinawa–World gab es eine beeindruckende Tropfsteinhöhle. Dort herrschte eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, wodurch Treppen und Geländer relativ rutschig waren. Auf Grund der niedrigen Deckenhöhe, musste man zudem noch auf seinen Kopf achten. Betreten auf eigene Gefahr!
Am Abend ging es in ein Restaurant, in dem wir “Chapo Chapo“ gegessen haben. Dabei handelt es sich um eine Art Fondue, allerdings nicht mit Fett sondern mit kochendem Wasser. Durch dieses wurde dann dünngeschnittenes Schweinefleisch gezogen und nach dem entstehenden Geräusch ist das Gericht benannt; „Chapo Chapo“
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Der zweite Tag begann mit dem Training bei Tsuyoshi Uechi. Seine Stilrichtung ist Isshin Ryu und das Training war eine völlig neue Erfahrung. Isshin-Ryu ist völlig anders als alle Stile, die ich bisher kennengelernt habe. Zunächst ist die Art, wie dort eine Faust gemacht wird eine andere. Der Daumen wird auf den Zeigefinger gelegt und nicht zum verriegeln der Faust genutzt. Außerdem wird in Höhe von Chudan nur Tate-Tzuki genutzt und in Höhe von Jodan der Ura-Tzuki. Die Abwehrtechniken werden alle mit der Muskulatur der Außenseite des Unterarms durchgeführt.
Die Unterschiede wurden gleich zu Anfang offensichtlich, da wir zunächst mit Kihon begannen. Der Sensei legte hier Wert darauf, dass die Techniken nicht zeitgleich mit dem Stand ausgeführt wurden. Es sollte erst der Schritt gemacht werden und dann die Technik. Die gleichzeitige Ausführung wäre nur etwas, dass im Sport gemacht wird und nicht im traditionellen Training.
Bei den Beintechniken gab es ebenfalls Abweichungen zu unserem Stil. Wenn die Technik vorwärts ausgeführt wurde, war es ein gestoßener Tritt und rückwärts geschnappt. Zunächst Mae-Geri, dann Yoko-Geri und danach Nami-Ashi. Nami-Ashi wurde vorwärts auf kurze Distanz eingesetzt, als Tritt von außen zum Knie und rückwärts als Stoptritt von außen zur Hüfte. Die nächste Bahn ging dann vorwärts Hiza-Geri und Rückwärts Ushiro-Geri. Auch hier war auffällig, dass die Techniken eher tief getreten wurden. Es wurde auch einmal ausgewichen im 45° Winkel und mit Mawashi-Geri gekontert wobei hier als Ziel der Unterleib war.
Weiter ging es mit Kote Kitai und danach mit der Kata Seisan. Hier wurde der Ablauf erst in einer größeren Gruppe geübt und dann in Dreiergruppen verfeinert.
Nach dem Training ging es zum Karate Kaikan Museum und zu Shureido, wo man sich Karate-Gi je nach Maß fertigen lassen konnte.
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Das Training des dritten Tages wurde von Kiyohide Shinjo aus dem Uechi-Ryu geleitet. Die Einheit befasste sich komplett mit der Kata Kanchin.
Zuerst wurden einige Sequenzen der Kata im Kihon gezeigt. Der wichtigste Stand für die Kata war dabei Sanchin-Dachi. Dabei wurde zunächst Uchi Hachiji Dachi eingenommen und von dort aus nur der linke Fuß vorgesetzt. Dabei wurden die Ellenbogen nach innen genommen und in ein Kamae gehalten. Das war das Yoi für die Kata. Die Abwehrbewegungen wurden in einer Kreisbewegung durchgeführt. Hierbei war es wichtig, den Kreis weder zu klein noch zu groß zu machen. Der höchste Punkt des Kreises sollte der eigene Kopf sein. Der Kreis sollte also mit dem Körper abschließen. Der Grund für die kreisförmigen Bewegungen ist, dass es so leichter wird, den Arm aus der Richtung zu bewegen. Nach dem ablenken des Arms ist es wichtig, in den Ärmel des Gegners zu greifen, damit der Arm nicht zurückgezogen werden kann.
Auffällig war, dass die Fausttechniken vor allem mit Ippon-Ken und Hiraken ausgeführt werden. Bei den Tritten wird vor allem Tsumasaki-Geri benutzt. Die Techniken der Kata an sich erinnern stark an die Gojo-Ryu Kata Tensho. Hier zeigt sich deutlich der chinesische Einfluss auf das Uechi-Ryu. Der Sensei ließ jede Sequenz der Kata im Bunkai mit Partner üben. Die Techniken mit der offenen Hand gegen Ende der Kata verglich er mit der Schwanzflosse eines Fisches. Es wird mit Koken, dann mit Teisho geblockt und wieder mit Koken abgeschlossen, wobei die Finger noch zusätzlich die Augen treffen.
Besonders hat mir die Anwendung eines doppelten Age-Uke, wie er auch beispielsweise in Basasi-Dai vorkommt, gefallen. Hier war die Technik kein Block eines Schlages sondern ein Konter mit Hiraken zum Kopf des Gegners. Dies ist beispielsweise bei einem versuchten Griff möglich.
Der Sensei hat eine Stelle der Kata demonstriert in der mit Sune-Uke geblockt werden soll. Dazu sollte ich mit Mawashi-Geri angreifen und er werte mit Sune-Uke ab. Danach griff er an und ich sollte abwehren. Ich kann nicht sagen, was davon schlimmer war. Man merkte zumindest deutlich, dass der Sensei seine Knochen abhärtet. Auf YouTube findet man da schöne Videos von ihm, in dem er eine Holzlatte gegen sein Schienbein und die Zehen schlägt.
(https://www.youtube.com/watch?v=uVhKdxZGUVo)
Nach dem Training ging es dann ins American Village in Chatan. Ein echter Kulturschock, denn das Village ist wirklich “extrem” amerikanisch und das mitten in Japan. Natürlich mit viel amerikanischem Essen, - aber nach einigem Suchen, haben wir dann doch einen Laden gefunden, der gebratene Nudeln und Huhn servierte. Auf dem Rückweg zum Bus kamen wir das erste Mal überhaupt während des Urlaubs in einen massiven Platzregen. Der Regen auf Okinawa ist anders als in Deutschland. Die Tropfen sind weicher und dadurch nicht so unangenehm, aber die Menge ist viel höher. Man weicht in Sekunden komplett durch und die Luft bleibt schwül und nass.
Es ging nun in das Seibukan Honbo Dojo wo uns der Sensei von Sensei Measara begrüßte. Wir konnten einige Bilder machen und hörten viel zur Geschichte des Dojos. Das Dojo wurde 1967 von Seinsei Shimabukuru und seinem Vater gebaut. Ohne jede Hilfe von Maschinen. Sogar das Wasser musste aus einer nahegelegenen Quelle geholt werden. Bevor es das Dojo gab, wurde im Freien auf einer Grabstelle trainiert. Dort war gerade genug Platz für eine Kata. So wurde hier vor allem Seisan geübt. Der größte Teil des Kihon ist aus der Seisan entwickelt worden.
Nach dem Besuch im Honbo Dojo besuchten wir die Gedenkstätte von Sensei Shimabukurus Vater. __________________________________________________________________________________
Das Training des vierten Tages wurde von Sensei Zenpo Shimabukuru geleitet und war sehr fordernd. Er hat eine sehr nette - wenn auch manchmal strenge Art. Heute wurde er von seinem ältesten Sohn begleitet, den ich auch aus der Dokumentation “Great journey of karate” mit Naka Sensei kannte.
Das Training begann mit Grundschule, die komplett aus der Kata Seisan entwickelt wurde. Besonders ungewohnt war hierbei, dass viele Techniken im Chiko Dachi durchgeführt wurden. Die hohe Zahl der Wiederholungen und die Geschwindigkeit machten das Training von Beginn an fordernd.
Nach dem Kihon ging es weiter mit der Seisan. Die dort verwendeten Techniken sind doch sehr unterschiedlich zur Hangetsu, aber nach einer Eingewöhnungsphase ging es dann recht gut.
Zum Abschluss wurden noch einmal alle Anwendungen im Schnelldurchlauf gezeigt und eine Anwendung durfte mit dem Partner geübt werden. Es wurde die Passage mit dem Block in Neko-Ashi Dachi gefolgt vom Uraken und dann Uchi-Uke ausgewählt. Der erste Block ist gegen Jodan-Tzuki, dann wird gekontert mit Uraken und der wurde geblockt. Dann wurde der Gegenangriff mit Uchi-Uke geblockt.
Im Anschluss folgte eine kleine Fragerunde, bei der auch der Sensai seine Standpunkte mitteilte.
Es ist ihm sehr wichtig, dass Kata und Anwendungen - der Hauptbestandteil des Karate, aus Okinawa ist. Er hat generell nichts gegen andere Stile, selbst wenn diese aus Japan kommen, solange das Karate gut und praktikabel ist. Schlimm findet er nur wenn es nicht praktikabel sondern nur “Showeffekt” ist. Der Sensei erwähnte auch, dass früher Karateka aus dem Shorin-Ryu kleiner waren und aus dem Gojo-Ryu größer. Das hat heute aber keine Gültigkeit mehr.
Heutzutage sind die Jugendlichen auf Okinawa so groß wie Ausländer und überragen ihre Väter.
Nach dem Training besuchten wir einen Fischereimarkt in Itoman. Die Auswahl war unglaublich groß und günstig. Von dort aus ging es in ein Fischereimuseum. Das war zwar interessant, aber auch schnell erledigt, da das ganze Museum nicht mehr ist, als eine kleine Halle mit ein paar Vitrinen. Draußen jedoch konnte man zusätzlich ein traditionelles Fischerhaus besichtigen.
Danach ging es zum Friedensgedächnispark. Das Museum war sehr beklemmend, da die Schlacht um Okinawa die verheerendste mit konventionellen Waffen geführte Schlacht zwischen Japan und den USA im zweiten Weltkrieg gewesen ist. Nach der Schlacht standen fast keine Gebäude mehr und die Zivilbevölkerung hatte stark gelitten. Okinawa wurde komplett amerikanisches Gebiet und es wurden hier von den amerikanischen Streitkräften für den Vietnamkrieg sogar Senfgas und Sarin auf den Basen gelagert.
Der Park selbst ist sehr schön angelegt, auch wenn es wirklich viele Gedenksteine gibt, die zeigen, wie viele Menschen tatsächlich bei dem Krieg umgekommen sind. Heute hat man von dort einen wunderschönen Blick auf den Pazifik.
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Der fünfte Tag war dann auch der letzte Tag mit Programm, allerdings fand kein Training mehr statt.
Zunächst sind wir zur Präfekturverwaltung Okinawa / Abteilung Karate gefahren. Dort haben wir Herrn Tetsuo Yamakawa getroffen, der sich für unser Interesse bedankt hat und hofft, dass Deutschland und Okinawa weiterhin gut zusammenarbeiten, um Karate weiter zu fördern.
Im Anschluss ging es zu den Ruinen der Burg Shuri, die vor einigen Monaten durch Feuer zerstört wurde. Die Ruinen des einstigen Herrschersitzes zu sehen, war sehr traurig, auch wenn man bereits sehen konnte, dass die Burg sich im Wiederaufbau befindet. Überall standen Gerüste und Bauarbeiter waren schwer beschäftigt.
Später besuchten wir das Privatmuseum von Sensei Tetsuhiro Hokama.
Am Abend fand dann eine Abschlussfeier mit den bisherigen Sensei statt.
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Der sechste und damit der letzte Tag stand zur freien Verfügung und war viel zu schnell vorbei. Schon saß man wieder im Flieger und es ging mit einem Sack voller neuer Eindrücke nach Hause.
Ich lege diese Reise jedem ans Herz, der sich dem Karate verbunden fühlt und der den Ursprung dieser fantastischen Kampfkunst erleben will.
Leider ist durch Corona der zweite Termin in diesem Jahr ausgefallen, aber es bleibt zu hoffen, dass diese Reise, genau wie ich sie erleben durfte, wieder angeboten wird.